Informatik und Schule · INFOS 2025

Grenzen überwinden – voneinander lernen

22. bis 24. September 2025 · Stoos (CH)

Keynotes

Keynote 1: Raimund Dachselt

Novel Display Environments for Next-level Data Visualization

Die interaktive Datenvisualisierung spielt eine immer wichtigere Rolle, wenn es darum geht, Menschen Zugang zu immer komplexeren Daten zu ermöglichen, sie zu explorieren, zu analysieren und Erkenntnisse zu gewinnen. Die Vielfalt der Anwendungen reicht von persönlicher Datenvisualisierung auf mobilen Endgeräten bis hin zur kollaborativen Analyse komplexer wissenschaftlicher Visualisierungen. In der Forschung hat dabei seit mehr als einem Jahrzehnt das Interesse an neuartigen Visualisierungsumgebungen, die über den traditionellen Desktop-Computer hinausgehen und häufig Formen multimodaler Mensch-Computer-Interaktion nutzen, stetig zugenommen.
Im Vortrag werde ich das Potenzial derartiger interaktiver Visualisierungsumgebungen diskutieren, darunter Multi-Device-Ensembles mit großen Wanddisplays oder (mehreren) mobilen Geräten sowie immersive Umgebungen, die Mixed-Reality-Technologien zur Präsentation von Daten nutzen. Gerade dieser Bereich „Immersive Analytics“ ist eine besonders interessante Forschungsrichtung, die ein nie dagewesenes Eintauchen in Daten und neue Formen des datengetriebenen Storytellings ermöglicht. Basierend auf einer Diskussion verschiedener Forschungsbeispiele des Interactive Media Lab Dresden werden Wege zur intuitiven Exploration und effektiven Präsentation von Daten in ubiquitären Computerumgebungen vorgestellt und damit verbundene Herausforderungen betrachtet.

Prof. Dr. Raimund Dachselt
Raimund Dachselt ist seit 2012 Professor für Informatik an der Technischen Universität Dresden und leitet das dortige Interactive Media Lab. Seine Forschungsinteressen umfassen natürliche Mensch-Computer-Interaktion (HCI), interaktive Datenvisualisierung und Mixed-Reality-Umgebungen. Er forschte intensiv im Bereich interaktiver Oberflächen von Smartwatches über Tablets und Tabletops bis hin zu Displaywänden und zu neuartigen Interaktionsformen, wie Multi-Touch und Stifteingabe, lagebewussten Displays, blickunterstützter Interaktion, Körpergesten oder Physical Computing. Er und sein Team leisteten Pionierarbeit auf dem Gebiet der interaktiven Datenvisualisierung jenseits von Desktop-Computern, darunter Lösungen für mobile Geräte, ultragroße Displays, kombinierte Multi-Display-Umgebungen, Augmented Reality und im Bereich Immersive Analytics.
Prof. Dachselt promovierte 2004 an der TU Dresden und war von 2007 bis 2012 Professor für User Interface & Software Engineering an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er hat mehr als 270 begutachtete Publikationen veröffentlicht, ist Mitautor von zwei deutschen Lehrbüchern zu Mensch-Computer-Interaktion und einem Buch zu Mobile Data Visualization. Für seine Forschung hat er mehr als ein Dutzend Publikationspreise bei führenden internationalen HCI- und Visualisierungskonferenzen erhalten. Dachselt hat 16 internationale Workshops auf ACM- und IEEE-Konferenzen und drei internationale Dagstuhl-Seminare mitorganisiert, war im ACM ISS Steering Committee und vielfach als Co-Chair und Programmkomitee-Mitglied für internationale Top-Konferenzen tätig. Seit 2019 ist er der Dresdner Sprecher des Sonderforschungsbereichs/Transregios 248 „Center for Perspicuous Computing“ (CPEC), seit 2025 auch dessen Sprecher.

Prof. Dr. Raimund Dachselt

Keynote 2: Bernadette Spieler

Informatikbildung geschlechtergerecht denken: Erkenntnisse und Impulse aus dem D-A-CH-Raum

Informatik wird in immer mehr Bildungssystemen verankert, doch nicht alle Lernenden finden darin Anknüpfungspunkte und Identifikationspotenzial. Vor allem Mädchen werden nach wie vor nicht gleichermaßen inspiriert sich mit der Informatik auseinanderzusetzen mit langfristigen Folgen für Bildungsbiografien und gesellschaftliche Teilhabe. Bereits am Ende der Primarschule zeigen sich Unterschiede in Interesse, Zugehörigkeitsgefühl und Selbstvertrauen, die sich über die Bildungslaufbahn hinweg verstärken bis hin zur Studien- und Berufswahl. Zwar gibt es zahlreiche Programme und Projekte zur Förderung von Mädchen in der Informatik, doch bleiben diese häufig punktuell und kaum systemisch eingebettet. Diese Keynote greift zentrale Fragen einer gendersensiblen Informatikbildung auf und verbindet internationale Perspektiven mit konkreten Erfahrungen aus dem D-A-CH-Raum. Auf Basis langjähriger Forschung und Projekte in der Schweiz, Österreich und Deutschland wird ein Einblick in exemplarische Ansätze, praxisnahe Vermittlungsformate (z.B. Making) und curriculare Interventionen gegeben. Die Keynote lädt dazu ein, gewohnte Zugänge zu hinterfragen und Informatikbildung als gestaltungsorientiertes, bildungsgerechtes und vielfältiges Fach neu zu denken.

Prof. Dr. Bernadette Spieler
Bernadette Spieler ist Professorin für informatische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH). Sie promovierte an der Technischen Universität Graz und war Vertretungsprofessorin für Informatikdidaktik an der Universität Hildesheim. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen gendersensible Informatikbildung, KI-Didaktik, Computational Thinking, Making und Game Design. Ein besonderer Fokus ihrer Arbeit ist die Stärkung von Mädchen und Frauen für die Informatik sowie die Entwicklung von interdisziplinären und praxisnahen Zugängen.

Prof. Dr. Bernadette Spieler

Keynote 3: Lutz Hellmig und Martin Hennecke

Bildungsstandards der GI: Impulse oder Pflichtübung? - Eine Gegenüberstellung von Bildungsstandards mit ausgewählten Lehrplänen

Im Januar 2025 hat die Gesellschaft für Informatik (GI) eine Neufassung der Bildungsstandards Informatik für die Sekundarstufe I verabschiedet. Warum eigentlich?
Inwiefern sind die Hoffnungen der Herausgeberin begründet, mit der Revision eine aktualisierte Orientierung für die Gestaltung des Fachs in den deutschen Bundesländern zu geben?
Wenn ja, dann sollte man Spuren der alten Bildungsstandards in den Lehrplänen finden.
Zeigen sich in einigen Lehrplänen vielleicht sogar Vorboten der neuen Standards?
Erfüllen sich die Erwartungen, dass die Standards homogenisierend auf die informatische Bildung in Deutschland wirken?
Wenn ja, welche Defizite, die die Länder bei der nächsten Überarbeitung der Lehrpläne überdenken sollten, zeigen sich im Vergleich zu den neuen Standards? Oder haben gar einige Lehrpläne Stärken, die bei der nächsten Überarbeitung der Bildungsstandards berücksichtigt werden sollten?
Im Rahmen von Fallstudien zu ausgewählten Lehrplänen einiger Bundesländer Deutschlands sollen diese Fragen mithilfe einer Inhaltsanalyse untersucht und zur Diskussion gestellt werden.

Prof. Dr. Martin Hennecke
Martin Hennecke studierte Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Universität Hildesheim. 1999 wurde er zum Thema Online-Diagnose in intelligenten Lehr-Lern-Systemen promoviert. Im Anschluss arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent, Rat und Oberrat am Institut für Mathematik und Angewandte Informatik der Universität Hildesheim. Seit 2010 ist er Professor für Didaktik der Informatik an der Universität Würzburg. Seine Interessen in Lehre und Forschung sind breit gestreut und schließen seit 15 Jahren auch praktische Unterrichtstätigkeiten mit Schülerinnen und Schülern ein.

Dr. Lutz Hellmig
Lutz Hellmig hat Lehramt für Mathematik, Physik und Informatik in Güstrow und Rostock studiert und 18 Jahre lang als Lehrer an Rostocker Gesamtschulen gearbeitet. Seit 2008 bildet er am Institut für Informatik der Universität Rostock zukünftige Lehrerinnen und Lehrer in der Fachdidaktik Informatik aus. 2012 wurde er zur Gestaltung und Evaluation von Lehrerfortbildungen promoviert. Er widmet sich einer breit gefächerten Palette an Lehr- und Forschungsthemen, bei der die Curriculumentwicklung einen besonderen Schwerpunkt darstellt.

Prof. Dr. Martin Hennecke
Dr. Lutz Hellmig

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